Wie funktioniert ein Dekanter?

Der Genuss von Wein ist unter Liebhabern eine wahre Leidenschaft. Unter Weinkennern finden sich allerdings nicht nur Unterschiede im Geschmack einzelner Weinsorten, sondern auch im Alter und der Aufbereitung des Weins. Geht es um die Darreichungsform, ist zunächst das Dekantieren und Karaffieren zu unterscheiden. Wobei es sich dabei handelt, und wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie hier:
Dekanter vs. Karaffe

1. Dekantieren oder karaffieren - was ist der Unterschied?

Sowohl beim Dekantieren als auch beim Karaffieren geht es darum, eine Flasche Wein in einen anderen Behälter umzufüllen. Die Vorgehensweise ist dabei jedoch nicht identisch:

Dekantieren: Beim Dekantieren ist es wichtig, dass Sie den Wein vorsichtig in einen Weindekanter umfüllen. Dabei sollte der Wein nur möglichst wenig mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff in Berührung kommen. Das Ziel ist es, den Wein vom bitter schmeckenden Bodensatz zu trennen.

Karaffieren: Beim Karaffieren darf das Umfüllen etwas schwungvoller zugehen. Denn bei dieser Methode soll der Wein mit reichlich Sauerstoff in Kontakt kommen. Dies hat zum Ziel, dass der Wein zu atmen beginnt, wodurch dessen Aroma vollständig zur Geltung kommt.

2. Welche Weine lassen sich dekantieren?

Das Alter sowie die Art des Weins entscheiden über die Notwendigkeit des Dekantierens. Hauptsächlich kommt diese Methode für ältere Weine infrage, bei denen sich bereits ein Bodensatz (Depot) gebildet hat.

Obwohl das Dekantieren bevorzugt beim Rotwein angewendet wird, kommt dies durchaus auch bei Weißweinen infrage. Da die Aromen von Weißwein allerdings durch zu langes Atmen Schaden nehmen, sollte dieser lediglich eine Stunde vor dem Trinken dekantiert werden.
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Burgunder Rotweine zeichnen sich durch ein flockiges süßlich schmeckendes Depot aus. Dieses lässt sich problemlos mittrinken, sodass kein Dekantieren erforderlich ist.

3. Welche Weine lassen sich karaffieren?

Grundsätzlich ist das Karaffieren für alle Weinsorten möglich. Durch die Sauerstoffzufuhr kommt es zu einer schnellen Verbindung zwischen der im Wein enthaltenen Ester und Kohlenwasserstoffmoleküle mit Sauerstoff. Durch diese Oxidation werden die jeweiligen Weine zugänglicher.

Während junge Weine vorrangig von der Sauerstoffzufuhr profitieren, ist bei älteren Weinen stets Vorsicht geboten. Denn schlimmstenfalls können ältere Weine durch das Karaffieren kippen, wodurch diese ungenießbar werden. Das im Wein enthaltene Tannin nimmt mit zunehmendem Alter ab. Je weniger Tannin ein Wein enthält, desto schneller beginnt dieser zu oxidieren. Somit gilt die Faustregel, dass je älter ein Wein ist, desto weniger sollte dieser mit Sauerstoff in Kontakt kommen.

Sind Sie sich unsicher, ob ein älterer Wein karaffiert werden sollte, empfiehlt es sich, zunächst einen Schluck aus einem Rotweinglas zu kosten. Da bei einem vollen Aroma ein erhöhtes Risiko besteht, dass der Wein oxidiert und dadurch ungenießbar wird, sollten Sie in diesem Fall besser auf das Karaffieren verzichten.

Besonders gut für das Karaffieren eignen sich hingegen folgende Weine:

Gerbstoffreiche Weine: Gerbstoffe sind reaktionsfreudig, weshalb sich geschmackliche Unebenheiten leicht beheben lassen. Durch das Karaffieren erlangt der Wein meist eine harmonischere Geschmacksnote.

Junge kräftige Rot- und Weißweine: Die Sauerstoffzufuhr wertet den Wein spürbar auf. Die im Wein enthaltenen Tannine werden weicher, wodurch der Wein an Reife erlangt. Vor dem Trinken ist es ratsam, den Wein rund 15 – 30 Minuten in der Karaffe atmen zu lassen.

Frische Sommerweine: Zwar lassen sich leicht prickelnde Weine problemlos karaffieren, verlieren beim Umfüllen jedoch ihre Kohlensäure.

4. Welche Gefäßformen gibt es und wofür sind diese geeignet?

Die Form der Karaffe beeinflusst unmittelbar den Sauerstoffkontakt des Weins. Während hohe schlanke Karaffen dem Wein nur wenig Kontaktfläche mit Sauerstoff ermöglichen, bringen bauchige Gefäße mit einem breiten flachen Boden diesen richtig zum Atmen. Somit eignen sich Erstere ideal zum Dekantieren, während Letztere beim Karaffieren zum Einsatz kommen.

Des Weiteren ist der Durchmesser des Karaffenhalses in Bezug auf den Sauerstoffkontakt entscheidend. Dickbauchige Modelle mit einem breiten Hals gewähren einen großzügigen Kontakt mit Sauerstoff, während sich schmale Dekanter eher zurückhaltend zeigen.
Hier gibt's wichtige Infos!Tipp:
Stehen Sie noch ganz am Anfang und benötigen noch ein wenig Übung, ist eine mittlere Größe bestens für Sie geeignet.
Alternativ ist auch die Verwendung eines Dekanterkorbs denkbar. In diesem wird die Flasche schräg liegend positioniert, sodass sich das Depot bereits nach wenigen Stunden am Flaschenboden absetzt.

5. So funktioniert das Dekantieren - Anleitung

Fühlen Sie sich dazu bereit, das Dekantieren selbst einmal auszuprobieren, gehen Sie dabei wie folgt vor:
  • 1. Vorbereitung: Weinflasche mindestens 2 Stunden vor dem Dekantieren aufrecht stellen, damit sich das Depot am Flaschenboden absetzt.
  • 2. Flasche öffnen: Kapsel und Korken vorsichtig entfernen.
  • 3. Umfüllen: Wein langsam in das Gefäß gießen. Halten Sie den Flaschenhals dabei über eine Lichtquelle wie beispielsweise ein Feuerzeug oder eine Kerze, damit Sie das Depot rechtzeitig erkennen. Beenden Sie den Vorgang, bevor der Bodensatz den Flaschenhals verlässt.

Möchten Sie Ihren Wein in Kürze dekantieren, kann Ihnen ein spezieller Ausgießer dabei helfen. Ein solcher Weinbelüfter verfügt über einen integrierten Filter, der sowohl das Dekantieren als auch das Karaffieren direkt beim Einschenken übernimmt. Ein spezielles Luftaustauschsystem ermöglicht das Belüften des Weins beim Umfüllen.

6. So funktioniert das Karaffieren - Anleitung

Das Karaffieren umfasst insgesamt folgende beiden Schritte:
  • 1. Flasche öffnen: Nach dem Öffnen der Flasche empfiehlt es sich, zunächst einen Schluck Wein aus einem Weinglas zu kosten. Somit lässt sich überprüfen, ob dieser das Karaffieren tatsächlich erfordert, oder ob dies die Weinqualität negativ beeinflussen würde.
  • 2. Umfüllen: Gießen Sie den Wein durch schwungvolles Flaschenschwenken in eine Karaffe mit breitem flachen Boden ein. Auf diese Weise sorgen Sie für einen unvergesslichen Genuss durch großzügiges Belüften mit Sauerstoff.
Achtung!
Handelt es sich um einen älteren Wein, der bei einer Temperatur zwischen 12 und 18 Grad Celsius heranreift, verträgt dieser lediglich eine mäßige Zufuhr an Sauerstoff. Eine großzügige Sauerstoffzufuhr würde das Kippen des Weins begünstigen.

7. Die Reinigung der Karaffe

Die Reinigung von Karaffen mit schlankem Hals gestaltet sich oftmals als wahre Herausforderung. Um Ablagerungen in der Karaffe zuverlässig vorzubeugen, ist eine gewissenhafte Reinigung unerlässlich. Diese gelingt bereits mit wenigen einfachen Mitteln:

Meersalz: Mischen Sie grobes Meersalz mit etwas Weißweinessig. Geben Sie dieses anschließend in die Karaffe. Schütteln Sie die nun das Gemisch in der Karaffe mehrmals kräftig durch. Mit diesem chemischen Peeling lassen sich selbst hartnäckige Rückstände aus der Karaffe lösen. Spülen Sie den Dekanter abschließend wiederholt mit klarem Wasser aus.

Gebissreiniger: Geben Sie Gebissreiniger in die Karaffe und lassen Sie diesen über Nacht einwirken. Spülen Sie die Karaffe am darauf folgenden Morgen mehrmals mit klarem Wasser aus. Nun sollten sich alle Rückstände vollständig geschmacksneutral gelöst haben. Lediglich bei Karaffen aus Kristallglas ist Gebissreiniger nicht geeignet, da dieser das Glas unter Umständen dauerhaft milchig trüben kann.

Backpulver: Backpulver eignet sich bestens zur geschmacksneutralen Reinigung von Dekanter. Geben Sie hierfür ein Päckchen Backpulver in die leere Karaffe und geben Sie heißes Wasser dazu. Die im Backpulver enthaltenen Treibstufe entfernen alle Ablagerungen zuverlässig. Bereits nach einer Einwirkzeit von 15 Minuten können Sie die Karaffe gründlich ausspülen.