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Hermann Tietz
Namensgeber für die Hertie Kaufhäuser
Geschichte und Leben des Hermann Tietz

Die Folge aus dem Konflikt zwischen seiner jüdischen Religion und der im deutschen Kaiserreich aufkommenden antidemokratischen Weltanschauung und völkischen Bewegung des Nationalsozialismus war, dass Hermann Tietz sich dafür entschied etwa 20 Jahre auf dem amerikanischen Kontinent zu leben. Der Kaufmann sammelte in Amerika alle seine Erfahrungen und kam im amerikanischen Wirtschaftsleben sehr gut zurecht.
Mit dem erwirtschafteten und ersparten Kapital ermöglichte Hermann Tietz seinem Neffen Oscar Tietz im Jahr 1882 ein Einzelhandelsgeschäfts in der Textilbranche zu gründen. Noch im gleichen Jahr stieg der Kaufmann als Teilhaber aus dem Textil-Einzelhandelsgeschäft, das sich am Standort Gera befand, aus. Da das Geschäft des damals 25-jährigen Oscar Tietz nur durch die finanziellen Mittel seines Onkels Hermann möglich gemacht wurde, entschied er sich dazu sein Geschäft "Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiß- und Wollwarengeschäft Hermann Tietz" zu nennen. Revolutionär für dieses Geschäft waren festgeschriebene Preise und ein branchenübergreifendes Sortiment, das es bis zu diesem Zeitpunkt in keinem anderen Geschäft gegeben hat.
Hermann Tietz zeichnete sich durch das Praktizieren neuer Verkaufstechniken aus und legte mit diesen den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens. Nach erfolgreichen sechs Geschäftsjahren mit dem Textilgeschäft am Standort Gera, und weiteren kleineren Häusern in Bamberg, Erfurt und Rostock, wurde die Expansion in vier weitere große Städte in Deutschland durch Hermann Tietz finanziert.
Der Geldgeber und Namensgeber für die Hertie-Warenhäuser in Deutschland verstarb im Alter von 70 Jahren, am 03.Mai.1907 in Berlin und liegt in einem Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben. Kein anderer prägt den Einzelhandel und die Kaufhauskultur so stark wie Hermann Tietz.
Enteignung der Familie Tietz und der weitere Werdegang von Hertie

In Berlin stellten Hermann und Oscar Tietz mit Hertie Weltrekorde auf. Zu seiner Zeit war die Hertie-Filiale das größte Kaufhaus in Europa und das Haus am Alexanderplatz schrieb mit einer 250 Meter langen Fassade Geschichte. Gerne wurden Warenhäuser des Geld- und Namensgeber Hermann Tietz als Einkaufpaläste bezeichnet.
Die absoluten Bestseller zwischen 1903 und 1909 waren Obst und Gemüse, Produkte die eher knapp und rar waren. Oscar Tietz war der erste Deutsche, der diese Produkte in einer Vielzahl anbieten und verkaufen konnte - und das zu Spottpreisen. Dank ihm verbreitete sich unter anderem die Tomate in Deutschland, die bis dato niemand kannte.
Hermann Tietz stirbt in diesem Zeitraum und wird in Berlin begraben.
Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus wackelt das Hertie Imperium des Hermann Tietz zum ersten Mal. Die Hertie-Gebäude wurden Opfer von rassistischen Kampagnen und die Familie Tietz mit einer "Warenhaussondersteuer" belastet. Auch Oscar Tietz stirbt im Jahr 1923. In seinem letzten Jahr setzte sich der jüdische Kaufmann vor allem für die Aufnahme von Flüchtlingen ein, sodass heute noch an seinen Namen und seine Taten mit einem Straßennamen und Gedenkstein erinnert wird.
Durch den Staat wurde 1933 eine "Arisierung" des Unternehmens vorgenommen und Georg Karg an die Spitze von Hertie gesetzt. Aus diesem Grund blieben die Hertie-Häuser in der Pogromnacht verschont. Die Versuche der Familie und Söhne, einzelne Hertie-Häuser zurück zu erwerben, scheitern.
Warenhauskultur Hertie dank Hermann Tietz

Alleine in Berlin war Hertie zu Zeiten von Hermann und Oscar mit 10 Häusern und insgesamt 1.300 Mitarbeitern vertreten. Die Warenhäuser galten als luxuriöse Einrichtungen, in denen jeder Spaß an günstigen Preisen und riesigen Sortiment hatte. Wohl das bekannteste Haus ist das heutige KaDeWe.
Unter anderem gründete die Familie Tietz den Verband Deutscher Waren- und Kaufhäuser (VDWK) im Jahr 1903. Oscar Tietz engagierte sich unter anderem in der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels (HDE) und war Vorstand vom Hilfsverein der deutschen Juden.
Hermann Tietz' Zitat ist heute noch Anspruch für viele dienstleistungsorientierte Unternehmen: "Qualität bedeutet, dass der Kunde und nicht die Ware zurückkommt."
Mehr über die Geschichte der Kaufhäuser erfahren sie in unserer Infografik.

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